Dr. Jekyll and Mr. Hyde (USA, John S. Robertson, 1920)
Mittwoch, 12. Oktober. 2016, 22:30 Uhr
Reset-Festival
Theater im Pumpenhaus, Münster
this honourable fish
Vielfach verfimt wurde der von Robert Louis Stevenson (GB) geschriebene Roman, die hier gezeigte Version von Robertson aus dem Jahr 1920 gilt als wegweisend.
Die Handlung in Kürze:
Rechtsanwalt John Utterson wundert sich über seinen Freund, den Arzt Dr. Henry Jekyll, der für den Fall seines Ablebens seinen ganzen Besitz an einen geheimnisvollen Fremden namens Edward Hyde vermacht hat. Hyde ist eine verschrobene, bösartige Erscheinung und geht sogar soweit, kleine Mädchen umzurennen und den respektablen Sir Danvers Carew zu erschlagen. Als Dr. Lanyon, der mit Utterson und Jekyll befreundet ist, stirbt, dringt Utterson mit Hilfe von Jekylls Butler in Jekylls Labor ein, wo er dessen Leiche vorfindet. Jekyll hatte sich das Leben genommen, nachdem er an einer Substanz gearbeitet hat, die das Böse im Menschen zur Geltung bringen sollte. Dr. Jekyll verwandelte sich in den bösen Mr. Hyde, mit dem er sein böses Ich ausleben konnte, verlor aber im Lauf der Zeit die Kontrolle über sein Alter Ego.
Das Böse lauert überall, oder?
Der andalusische Hund und andere Experimentalfilme
01. November 2016, 19.30 Uhr
(D / NL / E, Dalí, Bunuel u.a., 1926-1943)
Gereon Voß und Günther Lebbing
(Schlagwerk und Gitarre)
Archäologisches Museum, Münster
Mit Gitarre und Schlagzeug ans klassische Filmwerk:
Nicht ein Spielfilm wie bisher in dieser Reihe üblich, sondern fünf Klassiker des experimentellen Kurzfilms der 1920er bis 1940er haben sich Günther Lebbing und Gereon Voß vorgenommen. Mit Gitarre und Schlagzeug kleiden sie diese Kultfilme musikalisch neu ein: mit Elementen heutiger Musik zwischen Komposition und Improvisation.
Auf eine Handlung im traditionellen Sinn verzichten alle Filme: MESHES OF THE AFTERNOON und EIN ANDALUSISCHER HUND erzählen jeweils eine surreale Geschichte, die vom Zuschauer interpretiert werden muss. Luis Buñuel und Salvador Dalí erklärten, dass sie nur solche Einfälle realisierten, für die es keine Erklärung gab: &dbquo;Jedes Bild, jeder Gedanke, der in den Mitarbeitern aufstieg, wurde sofort verworfen, wenn er aus der Erinnerung oder aus ihrem Kulturmilieu stammte oder wenn er auch nur eine bewusste Assoziation mit einem früheren Gedanken hatte.
REGEN ist ein poetischer Dokumentarfilm über einen Regentag in Amsterdam. Zwischen diese drei längeren Filme sind zwei sehr kurze von Oskar Fischinger gesetzt: SPIRALEN, er zeigt konzentrische Kreise und geometrische Muster, die sich auf den Zuschauer hin und von ihm weg bewegen und MURATTI PRIVAT, weiße tanzende Zigaretten vor schwarzem Samt, ein Werbefilm für die Zigarettenmarke Muratti.
Meshes of the Afternoon USA 1943 Regie: Maya Deren und Alexander Hammid 13 min
Spiralen Deutschland ca. 1926 Regie: Oskar Fischinger 3 min
Regen Niederlande 1929 Regie: Joris Ivens, 12 min
Muratti privat Deutschland ca. 1935 Regie: Oskar Fischinger 3 min
Ein andalusischer Hund UN CHIEN ANDALOU Spanien 1929 Regie: Luis Buñuel und Salvador Dalí, 15 min
Faust (D, Murnau, 1926)
Dienstag, 22. November2016, 19.30 Uhr
Theaitetos-Trio
(Gitarre, Gebläseorgel, Blechblasinstrumente, Schrott, Stimmen)
Erlöserkirche, Münster
Desolatus Faustus singen sie, und sie meinen eigentlich den Desperado. Besessen von der Idee ewiger Jugend paktiert der alte Doktor mit dem Satan selbst. In der filmischen Bearbeitung dieses urdeutschen Mythos von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922 überzeugt nicht nur die erstklassige Schauspielerriege, nicht nur die fulminante Montage- und Schnittechnik raubt einem schier den Atem, sondern auch diese vier seltsamen Herren, die sich da an allerlei Klangerzeugern betätigen und dem Film ihr eigenes musikalisches Empfinden gegenüberstellen. Das Publikum staunt nicht schlecht über die Klanggewalt, die es dort andröhnt, aber auch über die Feinheiten und Verschrobenheiten. Die Vier vom Theaitetos Trio (!) spielen eigentlich alles, was Geräusch macht, vom konventionellen Euphonium über Posaune und Gitarre bis hin zu Plastikflasche, Radio und unerklärlichem elektronischem Gerät aus den frühen 50er Jahren. Dazu kommen noch Orgel, Kinderklavier, eine Unzahl anderes. Weil aber der Film an diesem Abend die Hauptrolle spielt, kann man nur erahnen, was die Musiker dort neben der Leinwand im Halbdunkel genau treiben, was von Vielen arg bedauert wird. Dass sie etwas treiben, ist allerdings unüberhörbar: Sie singen, sägen, spielen, sie zerschmettern die Idee der begleitenden und damit unterwürfigen Filmmusik. Bei ihnen ist die Musik so geschlossen, dass sie – auch ohne Bild – besteht. Kommt dann das geniale Werk Murnaus hinzu, dann staunt man. Und ist begeistert. (WAZ)
Alice in Wonderland (USA, Young, 1915)
Donnerstag, 01. Dezember 2016, 20 Uhr
Christian Grothe / Kryshe
(Gitarre / Trompete / Elektronika / Stimme)
Theater im Pumpenhaus / basement, Münster
W. W. Young ist der erste, der Lewis Carolls Kinderbuchklassiker verfilmt: Während eines Spaziergangs schläft das Mädchen Alice auf einer Wiese ein, während ihre ältere Schwester aus einem Buch vorliest. In ihrem Traum folgt Alice einem großen, weißen Kaninchen in das &dbquo;Wunderland“, in dem sie auf seltsame Gestalten trifft und zahlreiche Abenteuer erlebt.
Eine Maus führt Alice zu der Versammlung der Tiere, doch verschreckt Alice alle Tiere mit ihrer ungeschickten Rede. Sie trifft dann das weiße Kaninchen wieder, dem sie in sein für Alice viel zu kleines Haus folgt. In der folgenden Episode begegnet Alice, nun auf Daumengröße geschrumpft, einer Wasserpfeife rauchenden Raupe, die auf einem Pilz sitzt.
Nachdem sie wieder ihre richtige Größe zurückerhalten hat, besucht sie die Herzogin, deren Baby sich in Alices Obhut in ein Ferkel verwandelt. Auf ihrem weiteren Weg trifft Alice die Grinsekatze sowie die Herz-Königin, die im Garten ihres Palastes ein bizarres Croquet-Spiel veranstaltet. Die Königin führt Alice zu einem Greifen, der sie am Strand mit der Suppenschildkröte bekanntmacht.
Nach einer Vorführung eines Hummerballetts wird Alice zusammen mit den anderen Tieren zu einer Gerichts- verhandlung einberufen, in der der Diebstahl eines Kuchens geklärt werden soll. Als Alice in den Zeugenstand berufen wird, rebelliert sie gegen den Herz-König und die Herz- Königin. Daraufhin erwacht Alice aus ihrem Traum.
Über Kryshe wissen wir nicht viel. Aber genug: Träumen kann er! Lasst Euch überraschen. Werdet glücklich!
Das Blut eines Dichters / Le Sang d'un Poète
Sonntag, 11. Dezember. 2016, 20 Uhr
(F, Costeau, 1930)
Issmich (Cello / Vibraphon)
Der kleine Bühnenboden, Münster
Ursprünglich hatte Jean Costeau einen Zeichenfilm geplant; dann schlug er vor, einen realen Film zu drehen, der “ebenso frei wäre wie ein Zeichenfilm“. Es entstand ein Film voll poetischer Einfälle, skurriler Widersprüche, paradoxer Erfindungen, von dem eine summarische Inhaltsangabe nur einen unzulänglichen Eindruck vermittelt. Cocteau nannte seinen Film “einen realistischen Dokumentarfilm über unwirkliche Ereignisse“. Er betonte das Traumhafte, Unwirkliche, indem er den Film mit den Bildern eines einstürzenden Fabrikschornsteins beginnen und enden läßt, so daß seine “subjektive“ Dauer also auf Bruchteile von Sekunden reduziert wird. Sicher ging es Cocteau hier um die Situation des Dichters, dem seine Berufung (der Mund) wie eine Wunde, wie ein Makel anhaftet, der seine eigene Kindheit für den Erfolg betrügt, dessen Tod vom Publikum beklatscht wird usw. Viele thematische und optische Motive des Films kehren später in Orphée wieder.
Die erste Filmarbeit des französischen Literaten Jean Cocteau, der ebenso virtuos wie spielerisch die poetischen und tricktechnischen Möglichkeiten des Mediums nutzt. Zusammen mit Buñuels "Das Goldene Zeitalter" und "Ein Andalusischer Hund" das herausragende Werk der surrealistischen Avantgarde im Frankreich der späten 20er Jahre. Sehenswert. Und selten gezeigt.
Und wer oder was ist Issmich? Das ist ein Geheimnis. Wir verraten: Es sind Zwei! Freut Euch auf Cello und Vibraphon von berührender Klarheit.